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Weiterhin geteilt sind die Meinungen über die Person und das Wirken von Erwin Rommel, dem in Heidenheim geborenen Generalfeldmarschall der Wehrmacht. Während manche in ihm einen unpolitischen „Nur-Soldaten“ sehen, der einfach seine Pflichten erfüllen wollte, was ihn schließlich vielleicht sogar mit dem Widerstand sympathisieren ließ, sehen andere dafür keine hinreichenden Belege und verweisen auf seine willfährige Rolle als Werkzeug des nationalsozialistischen Unrechts.

Als 1961 von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen das Rommel-Denkmal errichtet wurde, versahen sie es mit zeitgeistigen Behauptungen, die mit dem heutigen Wissen über Rommel und seine Welt kaum noch vereinbar sind. Heute nehmen wir Anstoß daran, dass hunderttausende Minen, die insbesondere Generalfeldmarschall Rommel im Krieg gegen Großbritannien auf libyschem und ägyptischem Boden verlegen ließ, weiterhin töten und verletzen.

Mit der Neugestaltung des Ensembles Rommel-Denkmal wird deutlich, wie jede neue Generation sich ihr eigenes Bild von der Vergangenheit schafft. Die Stadt Heidenheim fördert nunmehr die Initiative zur Erweiterung des Rommel-Denkmals, um damit ein Zeichen gegen Krieg, Militarismus und Extremismus zu setzen.


Vortrag

Prof. i. R. Dr. Wolfram Wette

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br., Historisches Seminar, über
"Hitlers Lieblings-General Rommel und unsere demokratische Erinnerungskultur“

Mit Denkmälern und Gegendenkmälern wird Geschichtspolitik gemacht. Sie bilden nicht einfach vergangene Geschichte ab, sondern dienen der Sinnstiftung für Gegenwart und Zukunft. Der Vortragende zeigt, wie die Nazi-Propaganda den Wehrmacht-General Erwin Rommel zum Vorzeige-Kriegshelden und damit zugleich zum berühmtesten Sohn der Stadt Heidenheim machte. Nach dem Kriege wurde der tote Rommel im Dienste der Legende von der „sauberen“ Wehrmacht erneut instrumentalisiert. Mit der Zerstörung dieser Legende hat sich auch die Heroisierung Rommels, die in Heidenheim durch das monumentale Feldherrn-Denkmal von 1961 dokumentiert wird, überlebt. Die Skulptur des einbeinigen Minenopfers auf Krücken, die der Künstler Rainer Jooß schuf, symbolisiert die Kriegsopfer und die Kriegsgegnerschaft, die ein Kernelement unserer demokratischen Erinnerungskultur darstellt.


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Die Traditionswürdigkeit Erwin Rommels für die Bundeswehr
Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Sachstand WD 2 - 3000 - 005/19

„... irgendein aktives widerständisches Verhalten konnte für Rommel bis heute von der historischen Forschung nicht belegt werden.“


Erinnerung

Fakten

Aufstieg

Querdenker

Werkzeug

Idol

Mythos

Gedenken

Kontext

Rommel in neun Piktogrammen


Rommel in neun Piktogrammen

1. Rommel in der Erinnerung

Manche sagen: Rommel ist und bleibt für die nachkommenden Generationen ein Vorbild. Sein hohes Pflichtbewusstsein und seine oftmals bewiesene Effizienz machen ihn zu einer Ikone mannhaften Verhaltens. Andere wenden ein: Rommel war ein Karrierist im Dienst des „Dritten Reiches“. Wo immer er auftrat, war er zumindest anfänglich gnadenlos effizient im Sinne seiner Auftraggeber. Aus diesem Blickwinkel sehen sie keinen Grund, seiner zu gedenken.


Rommel in neun Piktogrammen

2. Fakten

Quellenbezogene und faktenorientierte Annäherung an Rommel

Bis heute erzählt man sich in Heidenheim manche schöne Geschichte über diesen Sohn der Stadt, die seine Ritterlichkeit und seine Kameradschaftlichkeit preisen. Doch nur wenige beschäftigen sich mit den inzwischen zugänglichen Quellen in den Archiven, die meist eine andere Sprache sprechen. Es ist wünschenswert, dass die schriftliche Überlieferung angemessen in die Erzählung über Rommel eingefügt wird, damit sich auf Dauer ein auf die historischen Fakten bezogenes Bild Rommels in der Öffentlichkeit durchsetzt.


Rommel in neun Piktogrammen

3. Rommel, der Aufsteiger

Siebenmal ist Rommel während der Zeit des Nationalsozialismus befördert worden. Er verdankte diesen nicht immer mit Zustimmung seiner direkten Vorgesetzten erfolgenden Aufstieg vom einfachen Offizier zum Generalfeldmarschall seiner zumindest bis 1944 ungebrochenen Loyalität gegenüber Adolf Hitler, der ihn entsprechend protegierte. Noch im erzwungenen Tod gehorchte er ergeben seinem Führer und Förderer.


Rommel in neun Piktogrammen

4. Rommel, der militärische Querdenker

Rommel, der niemals eine klassische Ausbildung zum Führungsoffizier durchlaufen hatte, war in weiten Feldern seines Wirkens Autodidakt, der daher im kriegerischen Handwerk überraschende neue Impulse setzte. Seine Anhänger würdigen seine Originalität und Tollkühnheit, während seine Kritiker auf den rücksichtslosen Einsatz von Menschenleben verweisen.


Rommel in neun Piktogrammen

5. Rommel, das Instrument

Rommels Opportunismus nach oben hin ließ ihn blind werden gegenüber den verbrecherischen Zielen und Praktiken des NS-Regimes. Seine getreue Beflissenheit, die auch als Gleichgültigkeit interpretiert werden kann, machte ihn zum „Lieblingsgeneral“ seines Führers, als es darum ging, die Wehrmacht als Instrument der nationalsozialistischen Eroberungspolitik einzusetzen.


Rommel in neun Piktogrammen

6. Rommel, das Idol

Als der Kriegsverlauf für das Deutsche Reich ungünstiger wurde, setzte eine propagandistische Heroisierung Rommels ein. Rommel wurde geradezu als Übermensch stilisiert. Man behängte ihn mit Auszeichnungen und versah ihn mit höchsten Ehren, was er sich gerne gefallen ließ. An der Seite eines solchen Helden schien der Krieg in seinen Folgen für die Massen erträglicher zu sein.


Rommel in neun Piktogrammen

7. Mythos Rommel

Das Propagandaministerium des Joseph Goebbels erdachte im „Mythos Rommel“ einprägsame Legenden, die bis heute von Militaristen aller Länder der Welt gerne aufgegriffen werden. Der Rummel um Rommel wurde auch später immer wieder neu dem Zeitgeist angepasst, heute in der aus vereinzelten Sekundärquellen abgeleiteten Behauptung, Rommel sei im Sommer 1944 dem Widerstand gegen Hitler zugetan gewesen.


Rommel in neun Piktogrammen

8. Rommel kontextualisieren

Auffällig sind bis heute die starre Fixierung auf vermeintliche Charakterzüge Rommels bei gleichzeitiger Ignoranz gegenüber den flankierenden Umständen seines Handelns. Um ein realistisches Bild von Rommel zu erhalten, muss seine Einbettung in den nationalsozialistischen Staat besser ausgeleuchtet werden. Dabei zählen weniger mögliche Absichten als sein tatsächliches Handeln.


Rommel in neun Piktogrammen

9. Rommel angemessen erinnern

Das 1961 von ehemaligen Angehörigen seiner Truppen errichtete Rommel-Denkmal auf dem Zanger Berg entspricht nicht länger den Erfordernissen eines reflektierten historischen Gedenkens. Es verdient zwar als Monument seiner Zeit historische Beachtung, hinterlässt im Betrachter aber ein gehöriges Maß an Ratlosigkeit und Desinformation. Die von Rainer Jooß geschaffene Skulptur des Minenopfers ergänzt den von Franklin Pühn geschaffenen Gedenkort in angemessener Weise.


Beschreibung der ursprünglichen Gedenkstätte

Ein Kreisbogen, mit einem Durchmesser von 35m ist zu einem Viertel durch eine niedrige Mauer begrenzt. An dessen Ende steht ein Monolith aus Muschelkalk der den Namenszug Rommels und dessen Dienstgrad auf der Vorderseite trägt. Das Zentrum der Anlage bildet eine über 100-jährige Buche.

Eine Reliefabbildung der nördlichen Küste von Libyen und Ägypten mit dem Verweis „Tobruk 21. 6. 1942“ ist auf der Rückseite des Quaders zu sehen, der weitere Inschriften trägt: „Erwin Rommel, *15.11. 1891 Heidenheim, †14.10. 1944 Herrlingen, Von seinen Afrikanern“
„Aufrecht, ritterlich und tapfer, bis zu seinem Tode als Opfer der Gewaltherrschaft.“
An den Seiten des Muschelkalkquaders sind folgende Inschriften zu lesen: „Monte Matajur, 26.10.1917“

„Diese Gedenkstätte errichtete der Verband “Deutsches Afrikakorps e.V. Sein Vorsitzender, General der Kavallerie a.D. Siegfried Westphal übergab sie am 12. November 1961 zum 70. Geburtstag des Feldmarschalls in die Obhut von dessen Vaterstadt Heidenheim a.d. Brenz.“

Ein kleinerer Gedenkstein vor der Rückseite trägt die Inschrift: „Ehre dem Andenken aller in Nordafrika Gefallenen.“



Was ist?

Was war?

Was bleibt?

Die Umgestaltung des bestehenden Denkmals bildet mit der Schattenskulptur, der zeitgemäßen historischen Betrachtung durch Professor Wolfram Wette und dieser Webseite einen Erfahrungsaum welcher Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Thematik Rommel den Interessierten zur Auseinandersetzung anbietet.

  • der vertikale Schattenriss eines Minenopfers, gearbeitet in Stahl, unterstreicht die Aktualität der Problematik vergangener Kriege und konfrontiert die Monumetalität des ursprünglichen Denkmals.
  • je nach Sonnenstand, legt sich der tatsächliche Schatten der stehenden Skulptur auf das ursprüngliche Denkmal und befrägt die einstige Bedeutung des Denkmals.
  • der am Boden liegende in Stahl gearbeitete Schatten, läuft auf den Betrachter zu und irritiert unhinterfragte Sehgewohnheiten.

Unterstützend hierzu ist diese Webseite. Sie macht der Öffentlichkeit nicht nur überregional den gegenwärtigen Stand der Geschichtsschreibung zugänglich, sondern bietet auch die Möglichkeit, dass relevante Forschungsergebnisse kommender Jahre miteinfließen können.


Literatur

farbig unterlegte Literaturangaben sind hervorgehoben, weil sie dem übergeordneten Verständnis dienen

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Die „Kolonialachse“. Der NS-Staat und Italienisch-Afrika 1935 bis 1943, in: Klinkhammer, Lutz/Guerrazzi, Amedeo Osti/Schlemmer, Thomas (Hg.): Die „Achse“ im Krieg. Politik, Ideologie und Kriegführung 1939-1945, Paderborn u. a. 2010, S. 154 ff

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Rommel. Die Biographie, Berlin 1995

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Arabischsprachige nationalsozialistische Propaganda während des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust, in: Geschichte und Gesellschaft 37 (2011)

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Rommel. Eine Biografie, Hamburg 1978

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Text und Konzeption der neun Piktogramme auf www.rommel-denkmal.de

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Lieb, Peter:
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Abschluss: Keine Umbenennung der beiden nach Erwin Rommel benannten Kasernen,
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Wette, Wolfram:
Hitlers Lieblings-General Rommel und unsere demokratische Erinnerungskultur. Historisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Vortrag in Heidenheim am 23. Juli 2020 im Konzerthaus

Wette, Wolfram:
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Umstrittene Erinnerung. Die Kontroverse um das Denkmal für Erwin Rommel in Heidenheim an der Brenz, Bachelorarbeit im Fach Geschichte, SS 2015, Universität Heidelberg.

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